Wyssen Sprengmasten schützen vor Lawinen aus Eigernordwand
Steckbrief
Projekt: | Lawinenschutz aus Eigernordwand |
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Ort: | Jungfrauregion, BE |
Land: | Schweiz |
Umsetzung: | 2003 |
Kunde: | Wengernalpbahn AG |
Geschütztes Objekt: | Zahnradbahn zwischen Grindelwald und Kleine Scheidegg, Skipiste, Skiregion |
Installierte Systeme: | - Wyssen Lawinen-Sprengmast LS12-5 - WAC.3® |
Wie es dazu kam...
Im Jahre 2003 wird im untersten Teil der Eigernordwand für die Wengernalpbahn
AG ein Sprengmast installiert. Durch diese Massnahme wird ein exponiertes
Teilstück der Zahnradbahn zwischen Grindelwald und der kleinen Scheidegg vor
unkontrollierten Lawinen geschützt. Dieses liegt zwischen zwei Schutzgalerien,
welche weite Teile der übrigen Strecke schützen. Damit aber die Fahrgäste die
Aussicht auf eine der imposantesten Nordwände der Alpen nicht zu lange verwehrt
wird, hat der damalige Sicherheitsverantwortliche Ueli Frutiger nach einer
Lösung gesucht, ohne dass die ganze Strecke mit Schutzgalerien ausgestattet
werden muss.
Grosse Herausforderung bei Standortfestlegung und Bau
Die Eigernordwand ist weltberühmt und berüchtigt bei ihren Besteigern, weil sie
einerseits sportlich eine grosse Herausforderung darstellt und anderseits vor allem
auch wegen ihren bedrohlichen Wetterumschlägen, Lawinen und Steinschlägen.
Dass die Wyssen Sprengmasten den Lawinenkräften und wilden Wetterbedingungen
standhalten würden, war im Voraus bekannt und konnte an diesem
Standort eindrücklich unter Beweis gestellt werden.Wie aber sollte man sich vor den Steinschlägen schützen, welche aus dieser 1’800
m hohen fast senkrechten Wand eine brutale Wucht erreichen können?
Dieser Gefahr komplett auszuweichen war nicht ganz möglich, jedoch konnte
man mit einer Standortwahl im Schutz eines markanten Pfeilers wenigstens den
schlimmsten Steinschlägen aus dem oberen Wandteil ausweichen. Dank der
Möglichkeit den Magazinkasten des Sprengmasten im Sommer vom Masten zu
entfernen und im Tal zu lagern, ist der teuerste und komplexeste Teil der Anlagen
während der Zeit mit erhöhter Steinschlagaktivität geschützt. Es bleibt also nur der
Mast im Gelände, welcher kleinere Steinschläge gut aushalten kann. Eine jährliche
Prüfung von Mast und Fundation vor der Inbetriebnahme im Herbst ist jedoch
unerlässlich. Ein anderes System wäre an diesem Standort mit grosser
Wahrscheinlichkeit schon nach kurzer Zeit zerstört. Zuleitungen im Gelände sowie
grössere Konstruktionen im Sommer so exponiert zu installieren, wäre also nicht
sinnvoll.Infolge der Standortwahl unterhalb des schützenden Pfeilers waren auch die
Platzverhältnisse sehr knapp und vor allem auch sehr steil. Die Fundation lag unter
einem kleinen Felsvorsprung und es war eine zusätzliche Rückverankerung zur Aufnahme
erhöhter Kräfte durch Steinschläge und Lawinen nötig. Hierzu wurde eine
spezielle Konstruktion gebaut, so dass der Mast auf halber Höhe zum Berg verankert
werden konnte. Der Bau der Fundation wurde durch die Abteilung Naturgefahren
des Kantons Bern ausgeführt. Das Team unter der Leitung von Toni Wyss
hat diese anspruchsvolle Aufgabe mit viel Improvisationstalent und alpinistischem
Können sehr gut gelöst.
Solarpanels funktionieren nur bei Sonnenlicht
Eine weitere Herausforderung war die Sicherstellung der Stromversorgung. Im
Schatten der mächtigen Eigernordwand erhalten die Solarpanels der Anlage
während mindestens drei Monaten keinen einzigen Sonnenstrahl. Mit der
herkömmlichen Stromversorgung war dies also nicht zu bewerkstelligen. Um die
Wintermonate zu überbrücken wurde die Anlage mit zwei zusätzlichen Batterien
ausgestattet und zu dieser Zeit jeweils im Stromsparmodus betrieben. Dadurch ist
die Anlage nur in gewissen Zeitfenstern über Funk erreichbar, um in der
Zwischenzeit den Energiebedarf der Funkeinrichtung zu sparen. Dies hat zur Folge,
dass die Sicherheitsverantwortlichen im Team von Hansruedi Burgener vor einer
geplanten Sprengung während einem dieser Zeitfenster mit der Anlage Verbindung
aufnehmen muss um diese auf Bereitschaft zu schalten.Im Jahr 2016 wird ein zweiter Sprengmast am Fuss der Eigernordwand errichtet.
Es gibt noch einen zweiten Bereich entlang der Bahnlinie zur Kleinen Scheidegg,
welcher durch Lawinen gefährdet ist – jedoch wesentlich seltener. Die Standortwahl
und der Bau der Fundation ist an dieser Stelle hingegen wesentlich einfacher.
Obwohl sich dieser Standort ebenfalls am Fuss der mächtigen Eigernordwand
befindet, kann dank einem ca. 50 m der Wand vorgelagertem Felskopf die Anlage
an einem relativ sicheren Ort installiert werden. Dank dem guten Wirkungsbereich
von über 100 m im Radius kann eine Auslösung bis zum Wandfuss immer noch
sichergestellt werden.
Ein Projekt von:
Wyssen Avalanche Control AG
Feld 1 3713 Reichenbach i.K.Schweiz Tel.: +41 33 676 76 76 avalanche@wyssen.com www.wyssenavalanche.com
Sam Wyssen